Gegen flächendeckende Verschiebung

25.04.2009 Roland Ray (Schwäbische Zeitung Laupheim) fragte bei der IG Metall nach der Einschätzung zur Verschiebung der 2,1% Lohnerhöhung ab Mai

Laupheimer Nachrichten
Schwäbische Zeitung
Freitag, 24. April 2009 / Nr. 94

Nachgefragt

LAUPHEIM - Bis zu 50 Prozent der tarifgebundenen Unternehmen in
der Metallindustrie wollen nach Angaben des Arbeitgeberverbands Ge-
samtmetall die für 1. Mai vereinbarte Lohnerhöhung verschieben. Sie
machen wirtschaftliche Probleme geltend. Roland Ray fragte den Pressesprecher der IG Metall Ulm, Christoph Dreher, ob das auch für unsere Region zutrifft

Verschieben? "Nur wenn Druck groß ist"

SZ: Herr Dreher, kommt auch in der Region Ulm-Laupheim-Biberach für viele Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie die zugesagte Lohnerhöhung später?
Dreher: Eine Zahl von bis zu 50 Prozent kann ich nicht bestätigen. Aus der aktuellen Wahrnehmung heraus sollten in unserem Bereich deutlich weniger Menschen betroffen sein. Das ist aber nur eine Momentaufnahme. Es ist viel in Bewegung und wir haben schon den Eindruck, dass Betriebsräte wegen einer Verschiebung unter Druck gesetzt werden. Sie müssten entsprechenden Anträgen der Arbeitgeber ja zustimmen.
SZ: Hat die Gewerkschaft Verständnis dafür, wenn Unternehmen die 2,1-prozentige Tariferhöhung verschieben?
Dreher: Wenn ein Betrieb massiv unter Druck steht, ja. Genau dafür wollten die Arbeitgeber dieses Instrument. Wir fordern aber im Gegenzug eine Beschäftigungssicherung. Kein Verständnis kann es geben, wenn Unternehmer das Instrument des Verschiebens jetzt gleichsam als Standard betrachten und es flächendeckend anwenden wollen.
SZ: Wie massiv schlägt die Krise auf die Metall- und Elektrobetriebe in Region durch?
Dreher: Lindenmaier in Laupheim musste Insolvenz beantragen. Von 52 befragten Betrieben im Bereich Ulm-Biberach meldeten im März 29 eine Unterauslastung. Es ist zu befürchten, dass die Zahl weiter steigt. Im März arbeiteten 20 Unternehmen mit rund 6100 Beschäftigten kurz, im April sind es 25 Firmen mit mehr als 7000 Mitarbeitern. Diese Zahl wird im Mai/Juni voraussichtlich nicht kleiner werden, wobei die Situation in etlichen Unternehmen derzeit unklar ist. Zuverlässige Prognosen, wie sich die Lage entwickelt, sind momentan kaum möglich.

Anhang:

Interview mit Pressesprecher Dreher

Interview mit Pressesprecher Dreher

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Letzte Änderung: 25.04.2009