Metaller stemmen sich gegen Entlassungen

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15.05.2009 Schwäbische Zeitung am 15. Mai 2009:

Schwäbische Zeitung am 15. Mai 2009:
Mehr als 4000 Metaller aus der Region Ulm-Biberach haben am Donnerstag in Ulm gegen drohende Entlassungen als Folge der Wirtschaftskrise demonstriert. "Das Versagen des Finanzmarktkapitalismus darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden", forderte IG Metall-Chef Berthold Huber bei der Kundgebung auf dem Weinhof.

Mehr als 4000 Metaller aus der Region Ulm-Biberach haben am Donnerstag in Ulm gegen drohende Entlassungen als Folge der Wirtschaftskrise demonstriert. "Das Versagen des Finanzmarktkapitalismus darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden", forderte IG Metall-Chef Berthold Huber bei der Kundgebung auf dem Weinhof.

ULM (obe/heo) Der gewerkschaftliche Protest litt unter einem heftigen Platzregen, der just in dem Augenblick einsetzte, als sich der Zug der 4000 Metaller vom Münsterplatz durch die Fußgängerzone zum Weinhof in Bewegung setzte. Die meisten der mit zahlreichen Bussen direkt aus den Betrieben nach Ulm gekommenen Arbeitnehmer trotzten dem Wolkenbruch und zogen mit Trillerpfeifen, Fahnen und roten Mützen durch Ulm. Vertreten waren Abordnungen aus allen großen Firmen wie Iveco, Evobus, Deutz und EADS.
IG Metall-Chef Berthold Huber, ein gebürtiger Ulmer und ehemaliger Betriebsratschef der Firma Kässbohrer, forderte angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise einen Schutzschirm für Arbeitsplätze.
Die Arbeitnehmer dürften in der Krise nicht schutzlos Arbeitsplatzvernichtern, Spekulanten an den Finanzmärkten und Renditejongleuren in den Unternehmen ausgesetzt werden. Der Gewerkschafts-Chef rief die Unternehmen dazu auf, das Instrument der Kurzarbeit zu nutzen und auf Entlassungen zu verzichten.
Wie die 2. Bevollmächtigte der IG Metall Ulm, Liane Papaioannou, sagte, war der Münsterplatz als Kundgebungsort zum Auftakt mit Bedacht gewählt. Denn mit der Deutschen Bank und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall haben dort zwei wichtige Adressaten des gewerkschaftlichen Protests ihren Sitz. Der IG Metall liegen laut Papaioannou konkrete Hinweise vor, dass es in den nächsten Wochen zu ersten Kündigungen in den Stammbelegschaften komme. Sie forderte die Unternehmen auf, die Möglichkeit der Kurzarbeit bis zu 24 Monaten voll auszuschöpfen.
Bei der Kundgebung berichteten Betriebsrats-Vorsitzende von Unternehmen aus der Region über die Stimmung in den Belegschaften. Bernhard Maurer, Betriebsrats-Chef des zu 80 Prozent in Kurzarbeit steckenden Nutzfahrzeug-Herstellers Iveco Magirus, äußerte die Befürchtung, dass am Ende die Arbeitnehmer die Rechnung der Krise bezahlen werden, "die Verantwortlichen haben sich doch schon längst vom Acker gemacht."
Der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende der Liebherr-Gruppe, Peter Erhard, berichtete, dass an den deutschen Standorten des Konzerns bereits 15 000 Beschäftigte kurz arbeiten. "Die Krise trifft besonders die Schwachen", meinte Erhard mit Blick auf die 1000 Leiharbeiter, die bei Liebherr bereits gehen mussten.
Der Ulmer IG Metall-Geschäftsführer Reinhold Riebl machte klar: "Entlassung ist Enteignung". Er versprach, allen Arbeitgebern, die in die Beschäftigungssicherung investieren und auf Entlassungen verzichten, die Hand zu reichen und gemeinsam mit ihnen nach Wegen aus der Krise zu suchen.

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SZ-ON_14_Mai_2009

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Letzte Änderung: 15.05.2009