Pressekonferenz d. IG Metall am 09.10.09

Presse

14.10.2009 Bericht der Schwäbischen Zeitung vom 10.10.2009

IG Metall will Dammbruch verhindern

(ULM/obe) Die IG Metall sieht die Wirtschaftskrise noch längst nicht überwunden. "Wir bewegen uns auf des Messers Schneide", wies der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ulm, Reinhold Riebl, gestern voreilige Aufschwungseuphorie zurück. Die Gewerkschaft will einen drohenden Dammbruch mit Kündigungen und Massenentlassungen verhindern.

"Wir haben bestenfalls die Hälfte der Wegstrecke in dieser Krise hinter uns", warnte Riebl vor zu viel Optimismus. Auch das Jahr 2010 werde keine Entspannung bringen. "Die Nerven liegen auf beiden Seiten blank, sie sind bis zum Zerreißen angespannt", beschrieb der IG Metall-Funktionär die gegenwärtige Stimmung in den Belegschaften und bei den Firmenleitungen.

Bislang liegen der Gewerkschaft zwar nur 14 betriebsbedingte Kündigungen vor - neun beim Autozulieferer Brehm in Ulm und fünf beim Kugellager-Hersteller Neuweg in Munderkingen - "doch die Dämme könnten im Winter brechen", warnte Riebl.

Dann nämlich, wenn auch die Großen der Metall- und Elektro-Branche wegen der Auftragseinbrüche sich nicht mehr allein mit Kurzarbeit über die Runden retten können, sondern betriebsbedingte Kündigungen aussprechen. Einen solchen allgemeinen Dammbruch mit Massenentlassungen in der Fläche zu verhindern, sieht Riebl als wichtigste Aufgabe seiner Gewerkschaft im bevorstehenden Winter an.

Der Metaller sieht dabei durchaus noch Chancen, die schwere Krise mit sozialen Mitteln zu bewältigen. So nutzen nach einer Umfrage der IG Metall derzeit rund 30 Prozent der Betriebe das Instrument der Kurzarbeit. Im September arbeiteten 7200 Beschäftigte in der Metall- und Elektrobranche der Region Ulm/Alb-Donau/Biberach kurz. Als beispielhaft für einen sozialverträglichen Kurs lobte Riebl die Firma Liebherr mit Standorten in Ehingen und im Kreis Biberach. Der von der Schweiz aus gelenkte Familien-Konzern hat es bisher geschafft, mit Kurzarbeit, Vorruhestandsregelungen, Qualifizierungs-Maßnahmen für die Beschäftigten sowie Umschichtungen innerhalb des Konzernverbunds, die Stammbelegschaft zu halten. "Uns geht es noch ganz gut", sagte Betriebsratschef Peter Erhard gestern.

Auftragsrückgänge im Geschäft mit Baumaschinen und kleinen Kranen zwingen die Firma freilich, zu reagieren. So wurde die tägliche Arbeitszeit, die während des Booms bei 8,5 Stunden lag, auf sieben Stunden verringert. Während der Weihnachtsferien vom 18. Dezember bis 11. Januar und in der Fasnetswoche im Februar ruht die Produktion ganz.

Nicht gut zu sprechen ist die Gewerkschaft dagegen auf den Autozulieferer Brehm im Donautal. Dieser hat neun Mitarbeitern gekündigt, obwohl das Geschäft mit Präzisionsdrehteilen nach Angaben von Betriebsratschef Bruno Cerquettini wieder ordentlich läuft. Die Kurzarbeit konnte von 55 auf 33 Prozent, in manchen Bereichen sogar auf Null, zurückgefahren werden. Dennoch besteht die Firmenleitung auf den Kündigungen.

Letzte Änderung: 15.10.2009