Ein Tarifkonflikt eskaliert

09.06.2009 Presseartikel in der Neu-Ulmer Zeitung (heo) am 4.6.2009 zu spontaner Beschwerdeaktion der Beschäftigten bei der Firma SHU (Schwäbische Härtetechnik Ulm) am 3.6.2009

Ulm (heo) - Gestern Nachmittag kam es nach Angaben der IG Metall zu einer spontanen Beschwerdeaktion der Beschäftigten der Firma SHU (Schwäbische Härtetechnik) im Ulmer Donautal. Nachdem sich zunächst einzelne Beschäftigte beim Betriebsrat über eine angeblich falsche Entgeltabrechnung für den Monat Mai beschweren wollten, schlossen sich Beschäftigte demnach der Aktion an.

Schließlich versammelten sich laut Gewerkschaft mehr als 100 Arbeiter auf dem Werkshof der Firma. Der für SHU zuständige hauptamtliche Vertreter der IG Metall, Reinhold Riebl, informierte die SHU Arbeiter über die rechtliche Situation. Die Geschäftsführung der Firma hatte laut IG Metall abweichend vom tariflichen Anspruch entschieden, die zum 1. Mai in Kraft getretene Tariferhöhung nicht zu zahlen. Der Betriebsrat habe einen Antrag auf Verschiebung der Tariferhöhung ausdrücklich abgelehnt. "Die Entscheidung der Geschäftsführung von SHU ist eindeutig tarifvertragswidrig und lässt sich keinesfalls mit der schlechten wirtschaftlichen Situation in der Automobilbranche begründen", so Riebl. Der Gewerkschaftsvertreter wies darauf hin, dass der Arbeitgeberverband Südwestmetall im Auftrag der Geschäftsführung vor wenigen Tagen einen Zusatztarifvertrag für SHU gekündigt hatte. Riebl: "Herr Burgmaier bereitet Entlassungen vor. Und das mit Unterstützung des Arbeitgeberverbandes. Einen sachlichen Grund für Entlassungen gibt es nicht. Dieser Arbeitgeber will die Krise nutzen, um unliebsame Arbeiter loszuwerden."

"Wir müssen das Heft zur Sicherung des Betriebes in die Hand nehmen. Wir tun nur das, was die Tarifparteien eigentlich ohnehin vorsehen", sagte Firmengründer Hugo Burgmaier gestern auf Anfrage. Er bereite keineswegs Entlassungen vor.

Allerdings sei er angesichts eines Auftragseinbruchs von 55 Prozent gezwungen, nach Einsparpotenzialen zu suchen. Und diese sieht er in einer befristeten Aussetzung der Tariferhöhung. So wie es in anderen Betrieben längst üblich wäre. Dem Betriebsrat wirft Burgmaier vor, nur zu blockieren, anstatt daran mitzuarbeiten, ohne Entlassungen die Durststrecke zu überstehen.

SHU hat nach Firmenangaben 480 Mitarbeiter und ist demnach Deutschlands größter Lohnhärtereibetrieb.

Letzte Änderung: 10.06.2009