Daimler trägt den Protest ganz nach oben

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10.04.2018 Schwaben sind in Berlin nichts Ungewöhnliches. Die Protestgruppe des Daimler Forschungszentrums Ulm hat aber doch für Aufsehen gesorgt.

Das Forschungszentrum soll binnen eines Jahres (die erste Ankündigung Ende 2017 lautete: Bis Ende 2018) abgewickelt und die MitarbeiterInnen nach Untertürkheim und Sindelfingen "verlagert" werden. Dagegen hat sich am Ulmer Standort ein breiter Protest entzündet. Schließlich wird dort seit Jahren hocheffizient und preisgekrönt Forschung an allen zentralen Zukunftsthemen von Daimler betrieben.

Nachdem die Beschäftigten bereits vor Ort mit einer Demonstration, einer Plakatkampagne sowie Protestbriefen und Unterschriftenlisten auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht hatten, war es nun sinnvoll, den Protest nach ganz oben zu tragen: Zur Hauptversammlung der Aktionäre von Daimler.

Nach einer Busfahrt von Ulm nach Berlin informierten die etwa 35 angereisten Beschäftigten die AktionärInnen direkt vor dem Eingang des Hauptversammlungsortes mit einer Kundgebung über die Risiken, die diese Standortschließung mit sich bringt. Grundgedanke: Spitzenforschung muss auf die Überholspur und nicht in den Umzugswagen. Die mit einer Verlagerung verbundenen Zeitverluste können in dieser wichtigen Transformationsphase elementar sein. Darüber hinaus ignoriert die Schließung der Daimler Forschung in Ulm achtlos eine lange befruchtende Kooperation zwischen Universität und Forschungszentrum.

Ca. 5000 AktionärInnen wurden erwartet und die Beschäftigten verteilten über tausend Flyer und führten viele Gespräche. Auf der Kundgebung sprach neben dem Betriebsratsvorsitzenden Frank Niebling auch Christoph Hahne von der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg und Sachsen.

Mit der Kundgebung vor der Tür gaben sich die Beschäftigten aber nicht zufrieden. Viele von ihnen besitzen selbst Aktien. Sie kämpfen um ihren Arbeitsplatz, aber sie treibt auch die Sorge um ihr Unternehmen! Da alle Aktienbesitzenden Rederecht haben, meldete auch die Ulmer Gruppe sich für eine Frage an den Vorstand.

In einem sehr guten und sachlichen Redebeitrag machte Marit Veeh, Ingenieurin im Daimler Forschungszentrum, im Namen ihrer KollegInnen deutlich: Die Beschäftigten sind nicht eigennützig, weil sie keine Lust haben zu pendeln, sondern es geht bei ihrem Protest auch um Unternehmenskultur, Wertschätzung und eben auch die beste Effizienz der Innovation bei Daimler. Um das zu unterstreichen, wurden 370 Protestunterschriften an Forschungschef Källenius überreicht.

Trotz getroffener Entscheidung hoffen wir, dass gute Argumente auf offene Ohren treffen.

Wie sagte Albert Einstein, ein Sohn der Stadt Ulm, einst so treffend und Mut machend:
Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vorne herein ausgeschlossen erscheint.

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Letzte Änderung: 10.04.2018