Arbeitgeber mit ins Boot holen

Gesundheitskosten gerecht verteilen

19.10.2016 IG Metall für die Wiederherstellung der paritätischen Finanzierung in der Krankenversicherung

Die Krankenversicherung wird immer teurer. Doch die Zeche zahlen allein die Beschäftigten - über ihre Zusatzbeiträge. Die Arbeitgeber müssen sich endlich wieder zur Hälfte an den Krankenkassenbeiträgen beteiligen. Denn die Kosten werden weiter steigen.

Zu Beginn des Jahres 2016 sind die Zusatzbeiträge zur Krankenversicherung gestiegen. Die Arbeitnehmer zahlen diese Beiträge allein. Durchschnittlich liegt der Zusatzbeitrag bei 1,1 Prozent, er kommt zum Krankenkassenbeitrag von 7,3 Prozent noch dazu. Konkret bedeutet das je nach Einkommen bis zu 47 Euro monatlich und 560 Euro jährlich mehr. Damit ist das Ende noch nicht erreicht. Für 2017 erwarten Krankenkassen und Gesundheitsökonomen einen weiteren Anstieg der Zusatzbeiträge.

2005 hat sich die Politik von der paritätischen Finanzierung abgewendet und einen Sonderbeitrag für Versicherte eingeführt. 2011 hat sie den Arbeitgeberbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung bei 7,3 Prozent eingefroren. Seitdem tragen die Versicherten jede Kostensteigerung über den Zusatzbeitrag allein. Zuvor hatten beide Seiten gleich viel bezahlt. Inzwischen liegt der Anteil der Arbeitnehmer im Durchschnitt bei 8,4 Prozent - je nach Zusatzbeitrag der Krankenkasse. Damit finanzieren allein die Versicherten den medizinischen Fortschritt. Die IG Metall lehnt diesen Bruch mit der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung ab.

Der Zusatzbeitrag zwingt die Krankenkassen in einen Kostenwettbewerb. Das heizt die Jagd nach jungen, gesunden Versicherten an, da diese für die Kassen niedrigere Risiken darstellen. Möglichst niedrige Beitragssätze und nicht Versorgungsqualität und Versichertennähe werden zu zentralen Zielgrößen.

Arbeitgeber und Politik müssen auch künftig an einer umsichtigen Ausgabenpolitik im Gesundheitssystem Interesse haben. Ziel einer modernen Gesundheitspolitik muss es sein, allen Menschen eine gleich gute Gesundheitsversorgung zu bieten - und nicht überzogene Gewinnerwartungen von Pharmaindustrie, Apotheken und Ärzte zu erfüllen.

Die IG Metall fordert von der Bundesregierung:

1) Die einseitige Belastung der Versicherten muss beendet und die vollständige Parität hergestellt werden.

2) Nicht der Wettbewerb um attraktive Versicherte, sondern Versorgungsqualität und Versichertennähe müssen Zielgrößen der Krankenkassen sein.

3) Eine hochwertige Gesundheitsversorgung für alle muss solidarisch finanziert werden. Dem Gewinnstreben der Pharmaindustrie müssen Grenzen gesetzt werden - etwa durch eine wirksame Kostenbremse bei Arzneimitteln.

Für diese Forderungen wird sich die IG Metall in den Betrieben, in den Gremien der sozialen Selbstverwaltung und gegenüber der Politik engagieren. Unser Ziel ist und bleibt eine hochwertige, effiziente und solidarisch finanzierte Gesundheitsversorgung für alle!

Letzte Änderung: 17.10.2016